15 Jahre Deutsche Rohstoff, Interview mit CEO Dr. Thomas Gutschlag

15 Jahre – 15 Fragen
Dr. Thomas Gutschlag, CEO der Deutsche Rohstoff, zum 15jährigen Unternehmensjubiläum

Die Deutsche Rohstoff wurde 2006 von Dr. Thomas Gutschlag und Dr. Titus Gebel gegründet. Die Entwicklung der Gesellschaft erfolgt in einem raschen Tempo. Bereits am 27. Mai 2010 gelang der Börsengang des Unternehmens. Das operative Geschäft begann 2010 mit einem eigenen Goldabbau in der Georgetown-Mine in Australien. Ab 2011 fokussierte sich die Deutsche Rohstoff auf die Exploration und die Förderung von Öl und Gas in den USA. Die Tochtergesellschaft Tekton Energy gab im April 2012 die erste Förderung bekannt. Seitdem baute die Deutsche Rohstoff ihr Geschäft in den USA immer weiter aus, ohne den Blick auf andere Rohstoffe zu verlieren. Thomas Gutschlag ist verantwortlich für die Leitung des Konzerns und die Steuerung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen.

Dr. Thomas Gutschlag, CEO

15 Jahre – 15 Fragen
Dr. Thomas Gutschlag, CEO der Deutsche Rohstoff, zum 15jährigen Unternehmensjubiläum

Die Deutsche Rohstoff wurde 2006 von Dr. Thomas Gutschlag und Dr. Titus Gebel gegründet. Die Entwicklung der Gesellschaft erfolgt in einem raschen Tempo. Bereits am 27. Mai 2010 gelang der Börsengang des Unternehmens. Das operative Geschäft begann 2010 mit einem eigenen Goldabbau in der Georgetown-Mine in Australien. Ab 2011 fokussierte sich die Deutsche Rohstoff auf die Exploration und die Förderung von Öl und Gas in den USA. Die Tochtergesellschaft Tekton Energy gab im April 2012 die erste Förderung bekannt. Seitdem baute die Deutsche Rohstoff ihr Geschäft in den USA immer weiter aus, ohne den Blick auf andere Rohstoffe zu verlieren. Thomas Gutschlag ist verantwortlich für die Leitung des Konzerns und die Steuerung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen.

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Dr. Thomas Gutschlag, CEO

1. Herr Dr. Gutschlag, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 15jährigen Firmenjubiläum, zur „gläsernen Hochzeit” sozusagen. Schauen wir kurz zurück ins Jahr 2006: Was war damals Ihr Motiv, die Deutsche Rohstoff AG mitzugründen?

Wir haben die Deutsche Rohstoff AG damals gegründet, weil wir das Thema Rohstoffe für eine wachsende Weltwirtschaft extrem spannend fanden. Um 2000 herum war der Tiefpunkt des letzten Abwärtszyklusses der Rohstoffpreise gewesen, danach ging es aufwärts, nicht zuletzt aufgrund der stark steigenden Nachfrage aus China. Rückblickend kann ich sagen, dass es sich wirklich um eine faszinierende Branche handelt. Das Geschäft ist global und stellt hohe Anforderungen.

2. Wie ist Ihre persönliche Bilanz nach 15 Jahren?

Wir haben gelernt, mit den Schwankungen und Zyklen umzugehen und uns die enormen Preisvolatilitäten sogar zunutze zu machen. Ich würde die Deutsche Rohstoff AG sofort wieder gründen. Derzeit geht es mit den Rohstoffmärkten auch wieder aufwärts, da macht es gleich doppelt so viel Spaß!

3. Die hohen Preise vieler Rohstoffe beschäftigen gerade Märkte und Investoren, nicht nur aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Inflation. Was denken Sie – stehen wir am Beginn eines neuen Rohstoff-Superzyklus?

Die Superzyklus-These gab es auch 2006 bei der Gründung. Sie beruht auf der Annahme, dass die Nachfrage über einen längeren Zeitraum stark steigt bei gleichzeitig sehr langsamem Angebotswachstum. Die höhere Nachfrage kommt derzeit aus dem COVID-bedingten Nachholbedarf, den enormen Summen, die Zentralbanken und Regierungen überall auf der Welt bereitstellen, um die Wirtschaft anzukurbeln und auch aufgrund des strukturellen Umbaus der Weltwirtschaft hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft.

Börsengang der Deutsche Rohstoff im Jahr 2010

4. Sind Rohstoffe die beste Absicherung gegen Inflation?

Der Umbau, hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft, wird sehr viele zusätzliche Rohstoffe benötigen. Ja, ich halte die Superzyklus-These für relevanter denn je. Es könnte ein goldenes Jahrzehnt für Rohstoffe werden.

5. Im vergangenen Jahr haben Sie als Reaktion auf die Covid-bedingten Verwerfungen bei den Ölpreisen mit großem Erfolg ein Investmentportfolio aufgebaut. Was waren Ihre Anlagegrundsätze und behalten Sie das Portfoliomanagement als Ausweitung Ihres Geschäftsmodells künftig bei?

Der oberste Grundsatz war, dass wir nur in Aktien oder Anleihen von Firmen investieren, die wir auch verstehen. Wir haben uns deshalb auf Öl- und Goldunternehmen beschränkt. Bei den Ölunternehmen lag der Schwerpunkt wiederum auf Schieferölunternehmen in den USA, die in den gleichen Feldern wie wir selbst tätig sind. Teilweise haben wir schon mit ihnen zusammengearbeitet. Bei Goldunternehmen haben wir unsere eigene Erfahrung mit dem Betrieb einer Goldmine eingebracht. Außerdem haben wir uns grundsätzlich intensiv mit der Geologie der Projekte befasst und ein Finanzmodell erstellt, um zu verstehen, welches Potential eine Aktie besitzt.
Insgesamt hat sich unser Ansatz ausgezahlt. Bis Ende April haben wir rund 17 Mio. EUR mit dem Portfolio verdient und den größten Teil davon auch realisiert. Wir sehen gerade bei den Goldaktien noch weiteres Potential, das wir ausschöpfen wollen.

6. Viele Unternehmen sind durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten, die Deutsche Rohstoff steht gut da – bilanziell gesund, stabile Eigenkapitalquote, liquide Mittel in komfortabler Höhe. Was haben Sie anders gemacht – strategisch, geschäftspolitisch?

Ich glaube entscheidend war, dass wir 2019 unser Wachstum und unsere Investitionen bewusst zurückgefahren haben, um unsere Bilanz zu stärken. Wir hatten 2017 und 2018 rund 140 Mio. USD in neue Ölförderung investiert. Die Investitionspause 2019 hat unsere Kasse aus den Rückflüssen der neuen Förderung gut gefüllt. Außerdem konnten wir Ende 2019 eine neue Anleihe begeben, so dass wir mit einer komfortablen Liquiditätsposition in die Krise gegangen sind. Last but not least versuchen wir seit langem, Preisrisiken durch Hedging abzumildern, was uns 2020 auch gut gelungen ist. Wir haben 12 Mio. EUR Hedging-Erlöse erzielt und konnten es uns dadurch leisten, unsere Produktion stark zu drosseln und unser Öl im Boden zu lassen. Seit Anfang 2021 produzieren wir wieder mit voller Kapazität, aber zu wesentlich höheren Preisen.

Goldabbau der Deutsche Rohstoff in Geogetown/Australien

7. Würde man sich eher oberflächlich mit der Deutsche Rohstoff AG beschäftigen, könnte man vermuten, dass sich Ihr Unternehmen vorwiegend mit der Erschließung fossiler Rohstoffquellen beschäftigt, Begriffe wie Fracking erhitzen dann die Gemüter. Was entgegnen Sie kritischen Stimmen?

Unser Schwerpunkt liegt in der Tat in der Öl- und Gasförderung. Aus meiner Sicht wird das auch noch lange so bleiben. Die Welt wird in den kommenden Jahren mehr und nicht weniger fossile Energien benötigen. Der Umstieg auf alternative Energiequellen wird Jahrzehnte dauern. Allerdings könnte die anhaltende Diskussion zu steigenden Ölpreisen führen, da viele Anbieter nur zögerlich investieren oder einen Teil ihrer Budgets umleiten in Erneuerbare Energien. Beispiele dafür sind BP und Shell. Wir als kleiner Player können davon durchaus profitieren.

8. Senkung des CO2-Ausstoßes, Ausbau der Elektromobilität – das sind Themen unserer Zeit. Wie beurteilen Sie die aktuellen Entwicklungen?

Natürlich beschäftigen wir uns mit der Frage, ob es in diesen neuen Märkten Nischen gibt, die wir mit unserem Know-How und unseren Finanzierungsmöglichkeiten besetzen können und die langfristig Wert für unsere Aktionäre schaffen. Diese Frage wollen wir in den kommenden Monaten beantworten.

9. Welche Rohstoffe sind hierbei am stärksten nachgefragt und wie ist die Deutsche Rohstoff hier aufgestellt?

Wir sehen durchaus einen wachsenden Bedarf für Metalle, die in der Herstellung von Batterien bzw. Elektrofahrzeugen wichtig sind. An erster Stelle sind Kupfer, Lithium oder auch Nickel zu nennen. In der zweiten Reihe kommen dann Metalle wie Wolfram, die die meisten Investoren nicht wahrnehmen oder kennen, die aber auch für viele Anwendungen unverzichtbar sind.

Erfolgreiche Ölbohrung der Tekton Energy im Jahr 2013

10. Seit 2010 ist die Deutsche Rohstoff börsennotiert, ganz sicher ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Zudem haben Sie zwei Kapitalerhöhungen sowie drei Anleihen und eine Wandelschuld-verschreibung mit einem Gesamtvolumen von über 200 Mio. EUR platziert. Die 2016 begebene Anleihe wird im Juli planmäßig zurückgezahlt. Der Kapitalmarkt kennt Ihr Unternehmen also als verlässlichen Emittenten. Was würdigt die Börse aus Ihrer Sicht noch nicht genügend?

Aus meiner Erfahrung gibt es nur relativ wenige Investoren in Europa, die sich mit Öl und Gas oder Bergbau auskennen. Das macht es manchmal schwierig, unsere „Story“ zu transportieren. Gerade ist ein neues Research von Kepler Cheuvreux erschienen, das sehr detailliert über uns berichtet und einen guten Überblick bietet. Solche Analysen sind wichtig. Wenn meine Annahme zutrifft, dass wir einen Superzyklus der Rohstoffe erleben werden, bietet unsere Aktie sicher noch sehr viel Potential. Wir haben uns viel Vertrauen in Sachen Anleihen erarbeitet, worüber ich mich sehr freue, aber unsere Aktie führt noch etwas ein Schattendasein.

11. Anleger können mit dem Kauf der Aktie der Deutsche Rohstoff von den Entwicklungen an den Rohstoffmärkten profitieren. Damit entfallen eigene umfangreiche Recherchen zu Explorer-Unternehmen etwa in den USA und in Kanada. Wie arbeiten Ihre nordamerikanischen Tochtergesellschaften? Was sind aktuelle Neuigkeiten?

In den USA sind wir operativ tätig, d.h. wir führen Bohrungen durch und verkaufen das Öl und das Gas, das wir aus diesen Bohrungen fördern. Derzeit läuft eines der größten Bohrprogramme, das wir bisher durchgeführt haben. Wir bohren vom sogenannten Knight-Bohrplatz 12 mal mit einer horizontalen Länge von 3,5 km. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 60 Mio. USD. Die Bohrungen werden voraussichtlich ab dem vierten Quartal 2021 sehr viel Öl und Gas produzieren, das wird unser Wachstum vor allem im kommenden Geschäftsjahr 2022 antreiben. Ansonsten läuft die Produktion in den USA reibungslos, damit sind wir sehr zufrieden.

12. Gibt es aktuelle Neuigkeiten aus den USA in Bezug auf das Öl- und Gasgeschäft?

Im vergangenen Jahr haben wir neue Flächen in Wyoming übernommen. Bei den derzeitigen Ölpreisen sollten sich Bohrungen dort auf jeden Fall lohnen. Wir planen in diesem Jahr eine erste Bohrung, die unsere Annahmen bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Feldes bestätigen soll. Darauf sind wir sehr gespannt. Wir können uns dort ein sehr großes zusätzliches Potential erschließen.

13. Gibt es in Deutschland ein Unternehmen mit einem vergleichbaren Geschäftsmodell?

Es gibt natürlich Unternehmen, die in der Öl- und Gasförderung tätig sind, wenn auch nicht viele. Mir ist aber kein deutsches Unternehmen bekannt, das sich in der US-Schieferölförderung erfolgreich etabliert hat. Wir können das durchaus von uns behaupten. Wir sind seit Anfang 2011 im US-Markt aktiv. Wir haben uns ein gutes Netzwerk geschaffen und eine starke Produktion aufgebaut. Das ist eine sehr gute Basis, um weiter zu wachsen.

14. Zu Beginn haben wir eine Zeitreise zurück gemacht, lassen Sie uns jetzt nach vorne blicken. Wo sehen Sie die Deutsche Rohstoff in 15 Jahren, im Jahr 2036? Auf welche Höhe haben sich bis dahin die jetzigen 24 Mio. Barrel nachgewiesene Reserven in Öläquivalent entwickelt?

Das ist natürlich sehr schwer zu sagen, die Welt ändert sich rapide. Unser heutiges Geschäft sieht völlig anders aus, als wir es in den ersten Businessplänen vorhergesagt hatten. Ich meine aber, dass wir gute Chancen haben, unser Öl- und Gasgeschäft in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

15. Was könnten spätere wesentliche Wachstumsquellen sein?

Parallel sollte es möglich sein, früher oder später in Rohstoffmärkten Fuß zu fassen, die die Basis für alternative Antriebstechnologien und technologischen Fortschritt bilden. Wir würden damit für Mobilität in der herkömmlichen und in der neuen Form sorgen. Das ist meines Erachtens eine sinnvolle und erreichbare Zukunftsvision.

Herr Gutschlag, vielen Dank für das ausführliche Interview.

Mannheim im Juni 2021

Thomas Gutschlag bei Bohrungen der Cub Creek Energy auf dem Vail Pad in Colorado/USA